Luppenau

Gedanken zum Krippenspiel 2015 in Lössen

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Januar 2016   - Ilja Bakkal-   

Auftritt des Jugendclubs für die Senioren

Um ein Krippenspiel aufzuführen, braucht man Maria und Joseph und im weiteren Verlauf ein Jesuskind, mehrere Wirte, drei Könige, drei Hirten, drei Engel und ggf. mehrere Sterne, König Augustus und einen Erzähler. Auch für Schafe und Esel fänden sich Rollen. Fünfzehn Darsteller, eine Puppe und ein Plüschtier wären optimal. Sogar das Mitspielen Erwachsener wurde bereits erfolgreich praktiziert. Im Jahre 2015 gab es Maria und Joseph, einen Engel, einen Hirten, einen Wirt und einen König. Als ich das Jesuskind in der Krippe fotografieren wollte, musste ich feststellen, dass es vergessen oder nicht gefunden worden war. Umso bemerkenswerter  gerieten die Leistungen von Isabell, Lisa, Paula, Hanna, Robert und Elisa. Hanna (unvergessen ihr Einstand als Wirtin 2014 mit den übergroßen Topfhandschuhen) wurde wegen ihrer Dreihirtenrolle von der Pastorin besonders hervorgehoben und mir hat Robert, der mehrere Wirte darstellen musste, gefallen. (www.luppenau.de)
Dabei war das Bemühen, unserer kleinen Kirche etwas mehr Leben einzuhauchen, im Vorfeld sehr vielversprechend gewesen. Es gab die erwähnte Ausstellung, am zweiten Wochenende mit einer Andacht über das Thema Luxus, Glockengeläut.


Eine Frage, mit der ich mehrfach konfrontiert wurde, leitete ich an Frau Pastorin Antje Böhme weiter, mit tiefem Blick in beide Augen. Was ist an dem Gerücht über die bevorstehende Entweihung der Kirche dran? Ein Wort: „NICHTS!“ Danke. Weiterhin Predigt, Gesang, und Orgel Antje Böhme, Horn Peter Zimmermann, und später noch einmal Horn, aber nicht Peter Zimmermann von der Staatskapelle Halle (Korrektur meines Weihnachtsmarktartikels: Stadtkapelle ist Orchesterjargon, wenn Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht wird.), sondern Lenhard Zaprasis aus Halle, 11 Jahre alt, einfach so. Wunderschön, ohne Publikum, außer einigen Kerzen, die, wenn sie angezündet werden, meist für einen lieben Menschen leuchten. Musik verträgt sich mit dem alten Gemäuer, Bilder nicht, sie leiden bei 85% Luftfeuchtigkeit. Der 24. Dezember brachte noch eine Steigerung: Orgel: Robby Woitke, Querflöte: Armin Bakkal, Waldhorn draußen und vom Balkon des Schlosses Löpitz in die geöffneten Fenster. Gesang in der Kirche wieder Antje Böhme, und mit ebenbürtiger Stimme unter der Empore Martin Jäger, dazwischen verhalten aber wahrnehmbar das Weihnachtsvolk.
Schlagwort der Predigt: Die RESET-Taste. Die solle man drücken, um sich nach der Begegnung mit dem Jesuskind am Heiligen Abend, für dessen weiteres Lebenswerk zu öffnen. Einerseits war es nicht da, andererseits werden wir diese Taste, die üblicherweise besonders gesichert ist, gar nicht finden. Aber wenn doch, fielen wir wohlmöglich in einen Zustand der Amnesie, bar unserer Lebenserfahrung gezwungen, alle Entscheidungen noch einmal zu treffen?! Wüssten wir, in welcher Zeit wir uns befinden, welche Weltanschauung/Religion uns eher voranbringen oder erheblich einschränken würde? Oder sollten wir uns bewusst machen, dass es für die meisten ein Glück ist, hier und jetzt zu leben. Gerade wir müssen das wissen, während andere, die aktuell in großer, uns scheint, zu großer Zahl ins Land drängen, das glauben. Deshalb ist es wichtig, unsere Wurzeln aufzuzeigen. Der zurückgelegte Weg ist an individuell erlebbarer Grausamkeit, im historischen Kontext möglicher und nur aus historisch sicherem Abstand leicht bewertbarer Fehlentscheidungen/Verbrechen, offensichtlich beliebig wiederholbar - an anderem Ort - zu anderer Zeit.  Da kann es nützlich sein, 2000 Jahre zurückzuschauen. Mir genügte es schon, zu überlegen, ob man auf ein Bild mit Hakenkreuzen lieber verzichtet (nein) und eine Diskussion um nicht gerechtfertigte Enteignungen  im Zuge der Bodenreform, oder die Unterbringung von Flüchtlingen mit nachfolgendem Abriss des Rittergutes zu führen.
 An anderem Ort – zu anderer Zeit: Diese Worte bringen mein selbstverständliches Sicherheitsgefühl als Mitglied der Nachkriegsgeneration zum Ausdruck. Sie schließen nicht zwingend aus: Irgendwann -  hier. 
Ilja Bakkal